Samstag, 16. Januar 2021

Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

 Dieser Vers aus dem Johannesevanglium 1,16 soll uns in dieser Woche begleiten. 

Gestern habe ich in der Zeitung gelesen, dass wir in einer Phase der Verzweiflung befinden. Bedingt durch den endlos erscheinenden Lockdown und durch den Winter verstärkt. So wie damals die Menschen zur Zeit der Pest. Hoffnungslosigkeit macht sich breit. 


Ich merke das bei den Menschen, mit denen ich noch zu tun habe. Wenn wir gemeinsam etwas für die Nahe Zukunft planen. Da ist kein Optimismus mehr. Nur noch Realismus. Aber ein sehr negativer. Ein Realismus, der aus der Verzweiflung kommt und keinen Raum mehr für Hoffnung lässt. Ein Mitarbeiter drückt es so aus: "Besser nicht hoffen, als schon wieder enttäuscht zu werden." Ist was dran. Aber wo führt uns das hin?

Ich merke es auch an mir, dass mir langsam alles, was mir Kraft gegeben hat, Optimismus und Hoffnung immer stärker anfängt zu bröckeln. Menschen nehmen mit ihrer "realistischen" Einschätzung den letzten Funken Hoffnung. Die täglichen Nachrichten zerstören meinen Optimismus. Und da ist nichts, wo ich wieder auftanken kann. - Wirklich nichts?

Gut, das lebendige Gegenüber im Gottesdienst ist nicht mehr da. Der gemeinsame Lobgesang fehlt. Der direkte Austausch über den Glaubensalltag findet nicht mehr statt. Da fehlt wirklich eine ganz wichtige Tankstelle. Und da bin ich wirklich sehr enttäuscht von unserer Kirche, dass sie sich in diesen Zeiten, wo die Menschen den Optimismus und die Hoffnung, den Zuspruch und die Liebe am meisten brauchen so rar macht. Bei manchen Gemeinden, z.B. bei uns in Neuenrade gibt es wenigstens noch online-Gottesdienste. Das ist besser als nichts, kann aber die lebendige Gemeinschaft, das Gespräch vor und nach dem Gottesdienst nicht ersetzen. Doch es gibt auch zahlreiche Gemeinden, wo rein gar nichts geschieht in dieser Zeit. wo die Menschen einfach sich selbst überlassen sind. Das erlebe ich zur Zeit in der Gemeinde meiner Eltern und ich erlebe, wie sehr die älteren Menschen unter dieser Kontaktarmut leiden und vereinsamen. Da hat Kirche auch einen Auftrag! Der wird nur leider gar nicht oder viel zu wenig bedacht. Mit einem guten Hygiene-Konzept kann man eine ganze Menge machen, ohne die alten Menschen allein zu lassen. Selbst wenn es in einer kleinen Gemeinde nur ein Brief ist, der vielleicht sogar persönlich abgegeben wird. Aber ein kleiner Ich-denk-an-dich-Gruß ist.

Doch bei all diesen Sorgen und dem immer stärker werdenden Sog in den Sumpf der Traurig- und Trostlosigkeit sollten wir den nicht vergessen, der immer bei uns ist und der uns nicht allein läßt. Niemals! GOTT! 

Er ist auch in diesen finsteren Zeiten, in unserer Phase der Verzweiflung für uns da. Manchmal spüren wir es nicht so. Aber wie intensiv suchen wir auch nach ihm? Wie ist es mit unserer täglichen Bibellese? Singen wir dem Herrn Loblieder, wenn wir allein sind? Schon mal probiert, welches Wunder ein Loblied in unseren Herzen bewegt?

Gott ist für uns da. Jeden Tag. Auch an den finstersten. Aber wir müssen ihm auch begegnen wollen. Er läßt sich finden von dem, der ihn sucht. Er öffnet dem, der bei ihm anklopft. Er gibt dem Trost und Kraft und Zuversicht, der ihn darum bittet! 

Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade. Daran sollen wir uns erinnern in diesen Zeiten, wo unser Herz grau und schwer ist. Denn Gottes Gnade macht es wieder hell, bunt und leicht. Wie eine Einhornfeder!

Darum lasst uns miteinander Gott loben mit einem fröhlichen Loblied:

Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen; EG 321

Vergiß nicht zu danken dem ewigen Herrn; EG 644

Groß ist unser Gott; Feiert Jesus 31